Verfasst von Dino
Bundesliga, 33. Spieltag: Wärter Bremen – Borussia 0:2
Was macht man mit einem langen Wochenende? Donnerstag Feiertag und Freitag Brückentag! Na klar, das schreit geradezu nach einer mehrtägigen Auswärtstour! Also bildeten wir zu viert (Tine, Gandalf, Omi und ich) die Vorhut unseres Fanclubs, als wir uns schon am Donnerstag in Richtung Bremen auf den Weg machten. Wegen des Feiertags war die Autobahn relativ frei und wir kamen am späten Nachmittag in Bremen bei unserer Unterkunft, einem Hostel in Bahnhofsnähe an. Noch verwöhnt von der Luxusherberge, in der wir in Berlin genächtigt hatten, erlebten wir hier das andere Extrem. Ein Nullsternehaus, das nur mit dem nötigsten ausgestattet war. Aber Hauptsache war, dass wir überhaupt noch eine bezahlbare Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatten.
Den Abend gestalteten wir mit der Erkundung der Altstadt und des Schnoorviertels, wo wir am Ende bei einem griechischen Restaurant namens „Kleiner Olymp“ einkehrten. Griechisches Restaurant? Falsch gedacht. Griechisch war nur der Name, nicht das Essen. Wir hatten uns schon gedanklich auf die typisch griechischen Leckereien eingestellt und jetzt fanden wir nichts dergleichen auf der Karte. Enttäuscht wurden wir aber trotzdem nicht, denn das Angebot an lokalen und internationalen Gerichten war nicht weniger lecker. Und das Bier aus der Privatbrauerei war auch nicht zu verachten. Es war ein runder Abend, an dem wir von einem sehr redseeligen Bewohner Bremens über alle wichtigen und unwichtigen Geschehnisse der Hansestadt informiert wurden. Auch erhielten wir hilfreiche Tipps, wo man in Bremen sonst noch gut einkehren kann.
Für den Freitag hatten wir uns einen kulturellen Ausflug nach Bremerhaven vorgenommen. Nach einem Frühstück, das im Gegensatz zum Rest des Hostels richtig gut war, besuchten wir das „Klimahaus“ in der Hafenstadt, in dem man alle Klimazonen der Erde realistisch nachempfinden kann. Ich sage dazu nur: Sehr lohnenswert! Hier eine kleine Bilderauswahl:
Detaillierter darauf einzugehen, würde hier jetzt aber zu weit führen und wäre einen eigenen Bericht wert. Im Anschluß, nach Stärkung mit Fish&Chips am Bootsimbiss, erklommen wir noch, natürlich mit Hilfe des Aufzugs, die Aussichtsplattform des dem Klimahaus benachbarten Hochhauses, um uns von dort aus einen Überblick über die Stadt zu verschaffen.
Auf dem Rückweg entlang des Deichs zum Parkplatz bot sich die Gelegenheit für weitere Schnappschüsse:
Am Abend, nach der Rückkehr nach Bremen, machten wir uns zu Fuß auf den Weg, um noch irgendwo einzukehren. Nicht, ohne zuvor die Kulturgüter der Altstadt in Augenschein zu nehmen. Wäre Hotte nur dabei gewesen. Er hätte seine helle Freude gehabt.
Und weiter folgten wir Tines Restaurant-Navigation. Dabei fanden wir unterwegs in Bremens Innenstadt in Wesernähe ein Fahrzeug, dass uns recht bekannt vorkam. Hier war wohl unsere Mannschaft untergebracht. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. Immer, wenn wir bei Auswärtstouren vor dem Spiel den Mannschaftsbus gesehen hatten, haben wir auch gewonnen!
Und dann kamen wir doch noch in den Genuss griechischen Essens. Wir waren der Empfehlung des Bremers gefolgt, den wir am Vorabend getroffen hatten. Und für diese Empfehlung hätten wir ihm eigentlich einen ausgeben müssen, wäre er uns erneut über den Weg gelaufen. Denn das Essen war so was von schweinelecker, daß an diesem Abend alle guten Ansätze für eine Diät über den Haufen geworfen wurden. Tine wäre am liebsten direkt da geblieben und wollte diesen gastlichen Ort nie wieder verlassen. Dieses Lokal sollten wir uns für die Zukunft merken. Zum Runterspülen probierten wir uns durch das umfangreiche Ouzo-Angebot. Pappsatt und etwas angeschlagen vom Ouzo rollten wir uns aus dem Restaurant Richtung Hotel, wo wir den Abend mit einem Absacker-Bier aus der Kühlbox ausklingen ließen.
Samstagmorgen. Matchday! Heute sollte die Championsleague klar gemacht werden! Nach dem Frühstück schlenderten wir in aller Ruhe erneut durchs Schnoor-Viertel, das wir zwei Tage zuvor nur bei Dunkelheit gesehen hatten. Und überall waren jetzt schon zahlreiche Gladbachfans zu sehen, die ebenfalls die Altstadt erkundeten.
Schnell verging dort die Zeit und wir beschlossen, uns auf den Weg Richtung Stadion zu machen. Zum Glück war der Weg von zahlreichen Kiosken gesäumt, so dass die Grundversorgung mit Hopfenbrause gesichert war. Zumal bekannt ist, dass es im Stadion kein Bier im Block erlaubt ist. Nach einem strammen Fußmarsch erreichten wir endlich den Treffpunkt in Stadionnähe, den „Taubenschlag“. Dort trafen dann nach und nach die restlichen Leute vom Fanclub ein, die sich heute angesagt hatten.
Neben norddeutschem Bier gibt es dort auch einen Haustrunk, den „Gehängten“. Korn mit Sardellenfilet. Naja, wer es mag…
Zum Weserstadion war es nicht mehr weit. Nur noch durch die Unterführung unterm Osterdeich durch und wir waren da. Erfreulicherweise waren die Einlasskontrollen ziemlich lasch und wir konnten uns früh einen guten Platz mit einigermaßen guter Sicht im schlechtesten Gästeblock der Liga suchen. Aus der Vergangenheit war ja bekannt, dass man wegen dem überflüssigen Zaun unten im Oberrang von keinem Platz im Block die Torlinie sehen kann. Und wenn man spät dran ist, steht man hinterm Pfeiler. Dazu kommt noch, dass man keine Getränke mit in den Block nehmen darf. Sehr gastfreundlich. Immerhin fand ich einen guten Platz für unser Mini-Banner am Zaun.
Beim Einmarsch zeigte die Bremer Kurve eine Choreo, von der wir hier oben im Block wegen der blöd platzierten Anzeigetafel nicht viel von sehen konnten. Im Gladbacher Block war die Stimmung durchweg gut. Und das ist wegen der Tabellensituation nicht weiter verwunderlich. Nicht nur von den Ultras und ihrem Zaunkönig, sondern auch aus anderen Bereichen des Gästeblocks wurden Gesänge angestimmt.
Borussia begann das Spiel zunächst etwas abwartend, bis der Bremer Anfangsschwung verpufft war. Ein Kopfball der Bremer verfehlte das Tor. Und das war es auch schon. Jetzt nahm Borussia das Spielgeschehen an sich. Ohne selbst dabei gefährlich zu werden. Die Schußversuche von Xhaka und Raffael verfehlten das Tor. Enger wurde es für die Bremer, als ein abgefälschter Schuß von Wendt am Pfosten landete. Danach war Borussia feldüberlegen, ohne zu weiteren Chancen zu kommen. Nur Dominguez hatten noch das 1:0 auf dem Fuß. Nach einer Ecke fiel ihm der Ball vor die Füße, scheiterte aber am Torwart. So blieb es beim torlosen Unentschieden zur Pause.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Riesenchance für die Fischköppe, bei der Sommer mit einer Riesenparade den Rückstand verhinderte. Und das war wichtig. Denn jetzt war Borussia wieder an der Reihe, das Spielgeschehen zu übernehmen. Und in der 53. Minute war es soweit. Xhakas Schuß wurde zunächst abgeblockt. Er bekam aber den Abpraller zurück und sah auf dem linken Flügel Kruse, den er mit einem Diagonalpass freispielte. Kruse brauchte nur noch zum freistehenden Raffael querspielen, der mit etwas Glück den Ball zum 0:1 über die Linie stolperte! Jaaaaaaaa! Extaaaaaase! Dieses Ergebnis würde für die Championsleague reichen!
Aber noch war lange zu spielen. Borussia hatte das Spiel aber weitgehend im Griff. Die wenigen Bremer Angriffe endeten meistens mit Fernschussversuchen, die das Tor verfehlten oder mühelos von Sommer abgefangen werden konnten. Borussia war da schon gefährlicher. Herrmanns verunglückte Flanke traf die Querlatte. Und fünf Minuten vor Schluß fiel die Entscheidung. Der eingewechselte Hahn störte einen Bremer Abwehrspieler erfolgreich beim Spielaufbau. Der Ball prallte in die Mitte zum freistehenden Raffael, der ohne Mühe zum 0:2 einnetzen konnte. Jetzt kochte der Gästeblock endgültig über. In der Gewissheit, großes erreicht zu haben, kannten wir jetzt nur ein Lied: Auf, auf, auf in die Championsleague!
Ohne Mühe brachte Borussia das Ergebnis über die Zeit. Es war ein verdienter Sieg. Borussia hatte den Gastgeber nicht zur Entfaltung kommen lassen und selbst die gefährlicheren Torszenen gehabt. Lange wurde der Sieg und der Einzug in die Königsklasse gefeiert. Und lange, nachdem die Mannschaft schon verschwunden war, wurde immer noch im Block gefeiert und das Erscheinen von Trainer Favre gefordert. Zunächst ging keiner aus dem Block. Erst als klar wurde, dass Favre sich erst nächste Woche beim Saisonabschluss würde feiern lassen wollen, leerte sich der Block langsam.
Endlich war die Zeit des Dürstens vorbei und wir konnten uns hinter dem Block wieder mit lebensnotwendigen Getränken versorgen. Es stellte sich heraus, dass Fossi schon in er ersten Halbzeit wegen übermäßigem Durst den Block verlassen und das Spiel auf der Großleinwand hinter dem Block verfolgt hatte. Geringfügig überhopft schien er jetzt, als wir uns hinter dem Stadion wieder trafen.
Ein Teil der Borussenfestung hatte sich bereits verabschiedet. Der Rest, der noch über Nacht blieb, zog jetzt wieder in Richtung Taubenschlag. Auch da war die Party voll im Gange. Gemeinsam mit den Bremern wurde weitergefeiert. Die hatten zwar verloren, aber die Hamburger auch. Und das ist ja das gleiche wie für uns eine Niederlage der Ölner Scheißböcke. Auch hatte sich eine Gruppe Bremer Fans dazu entschieden, einen Junggesellenabschied hier zu feiern. Der heiratswillige Fan war als lebende Torwand verkleidet, auf die man gegen eine Spende schießen durfte. Zur allgemeinen Bespaßung versuchte sich Fossi dabei. Mit eher mäßigem Erfolg.
So langsam stellte sich bei den meisten Hunger ein. Aber wo sollten wir einkehren? Erneut bei dem leckeren Griechen vom Vorabend? Oder bei einem Mexikaner, der Fossi und seinen Leuten empfohlen worden war? Wir entschieden uns für den Mexikaner. Mit der Straßenbahn fuhren wir dorthin. Beim Umsteigen ging Fossi beinahe verloren, weil er mal dringend… Aber sein Kumpel Pascal stöberte ihn rechtzeitig wieder auf und wir erwischten so gerade eben noch die Straßenbahn, die um diese Uhrzeit nicht mehr sonderlich oft fuhr. In dem Restaurant angekommen, nahmen wir den von Tim reservierten Tisch in Beschlag.
Das Essen war sehr reichlich und teilweise kunstvoll angerichtet. Geschmacklich war es ok, aber nicht überragend. Tim hatte mit seinen misslungenen Spareribs etwas Pech. Dazu gab es, wie konnte es anders sein, norddeutsche Bierspezialitäten. Insgesamt beurteilt wären wir besser wieder zu dem Griechen gegangen. Aber das kann man ja nicht immer vorher wissen. Am Ende verließen wir mehr oder weniger enttäuscht das Lokal und verabschiedeten uns. Fossi, Tim und Pascal hatten ja ihr Hotel hier in der Nähe. Und wir vier, der Rest vom bekloppten Haufen, fuhren jetzt mit der Straßenbahn zurück zu unserem Hostel. Dort fanden wir nach einem erneuten Absackerbier schnell den Frieden der Nacht.
Die Rückfahrt am Sonntag war nicht so reibungslos wie die Hinfahrt. Heute waren wohl alle gleichzeitig unterwegs zurück aus dem Kurzurlaub. Aber der Stau hielt sich in den Grenzen des Ertragbaren, so dass wir am Nachmittag wieder in Siegen ankamen. Die letzte Auswärtstour der Saison war zu Ende. Weitere werden nächste Saison folgen. Wohin führt die Reise? Die Insel wäre nicht schlecht! Oder Spanien? Oder Italien? Auf in die Championsleague!