Ein Rückblick bietet immer die Chance der Erinnerung. Und an die abgelaufene Saison erinnern sich alle Borussen sicherlich nur zu gerne zurück. Doch im dritten und letzten Teil will ich neben dem Blick zurück auch den Blick nach vorne richten: Welche Eindrücke bleiben da von dieser besonderen Saison 2019/2020? Und was davon können (oder vielleicht sogar müssen) wir in die bevorstehende Saison mitnehmen?
Als Deniz Aytekin am 27.06. im Borussia-Park das letzte Saisonspiel gegen Hertha BSC mit seinem Schlusspfiff beendete, stand unter dem Strich zunächst einmal eine sportlich überragende Bundesliga-Saison, die es zweifelsfrei verdient gehabt hätte, vor Fans zu Ende gespielt zu werden.
Fast schon wehmütig malt man sich aus, was denn möglich gewesen wäre, wenn Borussia nicht in beiden Pokalwettbewerben die Segel so früh hätte streichen müssen. Wie weit wäre es in der Europa League, die ja aktuell zu Ende gespielt wird, noch gegangen? Und was wäre im Pokal erst möglich gewesen, wenn man Dortmund ausgeschaltet hätte? Mit Sicherheit ist es müßig über solche Fragen zu diskutieren und so bleibt zu hoffen, dass auch „unsere“ Saison in DFB- oder Europapokal gar nicht mehr so lange auf sich warten lässt und dann auch hoffentlich wieder mit Zuschauern über die Bühne gebracht wird…
Aber sei es drum, die Leistungen der Mannschaft in der Bundesliga wussten häufig genug zu gefallen. Besonders der Herbst 2019, den wir fast komplett als Tabellenführer verbringen durften, sticht da natürlich heraus. Aber auch 2020 zeigte die Mannschaft reife Leistungen und gestaltete einige Partien gar im Stile einer Spitzenmannschaft: souverän und abgeklärt. Dies sind Tugenden, die man in den letzten Jahren nicht allzu oft bei unserer Borussia bewundern durfte. So war doch bisher eigentlich immer klar, dass Borussia sich selbst im Weg steht, sobald es „um was geht“. Von den beiden Pokalwettbewerben mal ganz abgesehen, bewies die Mannschaft von Marco Rose in dieser Saison, dass Borussia auch anders kann. Wenn die Mannschaft liefern musste, tat sie dies.
Das einzige „Gesetz“ was auch nach dieser Saison Bestand zu haben scheint, ist somit unsere alljährliche Niederlage in Freiburg. Wer weiß, ob und wann diese Serie jemals endet…
Die Niederlage in Freiburg stand dem Erreichen der Champions League letztendlich nicht im Wege. Es ist nach wie vor schade, dass uns eine Feier dieses Erfolgs im Stadion dank der Geisterspiele verwehrt blieb. Schade ist das vor allem aber auch, weil es in den letzten Saisonspielen zu einer Reihe besonders emotionaler Momente kam, die einfach nicht in die trostlose „Geisteratmosphäre“ reinpassten. Hier ist das Debüt von Mamadou Doucouré zu nennen, der Borussia nach langwierigen Verletzungen in der kommenden Saison erstmals im Profibereich zur Verfügung steht. Auch das letzte Spiel unseres „Maestros“ gegen die Hertha, fällt sicherlich unter die Kategorie der emotionalen Momente. Mit Raffael verlässt uns ein Spieler, der mitverantwortlich für Borussias jüngste Entwicklung ist und uns in den letzten Jahren oftmals viel Freude bereiten konnte. Ich hoffe, dass er sobald wie möglich in einem ausverkauften Borussia-Park eine angemessene Verabschiedung erhalten kann.
Was den Fußball im Allgemeinen angeht, bleiben nach der Saison meines Erachtens vor allem einige Fragezeichen. Von großer Bedeutung ist dabei vor allem die Frage nach der Zukunft des deutschen und europäischen Fußballs. Da Corona die eigentlich schon lange offensichtlichen Mängel des Profigeschäfts noch einmal schonungslos aufdeckte, müssen sich Verbände und Vereine die Forderung nach maßgeblichen Veränderungen hin zu einem krisentauglichen Geschäft gefallen lassen. Ich mache an dieser Stelle gerne nochmal auf die Initiative „Unser Fußball“ aufmerksam, die unser Fanclub ja auch vor kurzem unterzeichnet hat! Schenkt man den jüngsten Aussagen der Funktionäre (von den Herren in München mal abgesehen…) Glauben, ist den Verantwortlichen bewusst, dass es an der Zeit für Veränderungen ist. Ob den Ankündigungen auch Taten folgen, der Profifußball wieder etwas Boden unter den Füßen gewinnt oder am Ende nur heiße Luft übrig bleibt (wie es in der Vergangenheit leider schon oft genug der Fall war) bleibt tatsächlich abzuwarten.
Abzuwarten bleibt zunächst auch die Entwicklung in den Stadien. Die Aussicht darauf, dass die kommende Bundesliga-Saison nicht vor vollkommen leeren Rängen starten wird, hatte sich in den letzten Wochen zunächst grundlegend verbessert. Kürzlich erteilte die Politik den Vorschlägen jedoch erstmal wieder eine Abfuhr. Überhaupt brachte das Vorhaben gleichzeitig auch Fragen für alle Fans mit sich, denen wir uns früher oder später ganz bestimmt noch stellen müssen. Ist man bereit auf die bekannten „Stadiongewohnheiten“ zu verzichten, um mal wieder 90 Minuten Live-Fußball zu sehen? Lohnt sich das Ticket überhaupt noch, wenn die gemeinsame Anreise, das Zusammenstehen und Singen, das gemeinschaftliche Jubeln und Sich-Ärgern entfällt? Wie möchte man das begrenzte Kartenkontingent überhaupt gerecht verteilen? Und nicht zuletzt steht natürlich auch die Frage, nach dem gesundheitlichen Risiko, welches eine Teilöffnung der Stadien trotz aller Hygienekonzepte mit sich bringen würde.
Trotz der neuerlichen politischen Absage, nach dem die Zulassung von Zuschauern in der Bundesliga bis zum 31.10. unwahrscheinlich erscheint, bleibt es gut möglich, dass diese Fragen eines Tages nicht nur jeder für sich beantworten muss, sondern auch Fanclubs tragbare Lösungen finden müssen. Ich bin gespannt, für welchen Weg sich die einzelnen Gruppen und Fanclubs (und auch wir) entscheiden.
Vergangene Woche veröffentlichte die DFL die Spielpläne für die kommende Saison. Mit dem Auswärtsspiel in Dortmund, dem Heimspiel gegen Union Berlin und dem folgenden Derby in der Domstadt warten da gleich zum Beginn drei „Kracher“ auf uns, die sicherlich alle auch fantechnisch einen gewissen Reiz mitgebracht hätten. Es ist einmal mehr schade, dass diese Spiele vor leerer Kulisse stattfinden werden.
Das liegt auch daran, dass der sportliche Ausblick auf die neue Spielzeit in dieser Sommerpause meiner Meinung nach so optimistisch wie lange nicht mehr angegangen werden kann. Sollte die Mannschaft – und danach sieht es aktuell aus – zusammengehalten werden, steht einer weiteren Entwicklung der jungen Truppe eigentlich nichts im Wege. Auch an den Verstärkungen basteln die Verantwortlichen rund um den Borussia-Park trotz der finanziellen Einbußen der vergangenen Saison fleißig und man darf gespannt sein, welche Namen sich hinter Hannes Wolf noch alles in die Liste der Neuzugänge eintragen.
Nichtsdestotrotz sollten wir aber nach wie vor unsere Erwartungen am Boden halten. Man erinnere sich an das Jahr 2015, in dem Borussia unter Lucien Favre zunächst eine überragende Saison mit der Champions-League-Qualifikation krönte und den folgenden Saisonstart mit fünf Niederlagen aus fünf Spielen gehörig verpatzte.
Klar ist die Situation in 2015 keinesfalls mit der aktuellen zu vergleichen, jedoch zeigt dieses Beispiel, wie schnell es im Fußball doch gehen kann.
Meines Erachtens sollten wir daher trotz rosiger (Achtung: Wortspiel!) Aussichten mit unseren Erwartungen auf dem Teppich bleiben. Eine gewisse Ruhe intern und das Image des „gallischen Dorfes“ nach außen hin haben dem Verein in der Vergangenheit immer ganz gut getan und dabei darf es meinetwegen auch gerne bleiben!
Auch wenn es derzeit noch mehr als unwahrscheinlich erscheint, hoffe ich natürlich trotzdem, dass wir in der kommenden Saison auch die Möglichkeit haben, gemeinsam ein paar geile Touren hinzulegen, Siege zu feiern und meinetwegen sogar auch Niederlagen schönzutrinken. Wenn die letzten Monate uns eins gezeigt haben, dann die Tatsache, dass zum Fußball und zu Borussia mehr gehört als 90 Minuten. Das was Borussia, die Fanszene und damit auch unseren geilen Fanclub ausmacht ist viel mehr der Zusammenhalt, die gemeinsamen Erlebnisse und Touren. All die Sachen, auf die wir wahrscheinlich -zumindest im großen Kreis – noch ein bisschen warten müssen. Ich kann es kaum erwarten, dass alles wieder in geregelten Bahnen abläuft und wir unsere Leidenschaft für Borussia nochmal richtig und vor allem gemeinsam ausleben können!
Profifußball ohne Fans ist möglich, aber sinnlos!
Ich wünsche euch in diesem Sinne noch eine schöne und entspannte Rest-Sommerpause! Bis bald!