Verfasst von Dino
Bundesliga, 34. Spieltag: Borussia – Augsburch 1:3
Zum Saisonabschluß setzte unser Fanclub mal wieder einen Bus ein. Die sportliche Entscheidung war letzte Woche in Bremen schon gefallen. Borussia spielt in der nächsten Saison in der Championsleague! Und das sollte heute gefeiert werden. Die sportliche Bedeutung des heutigen Fußballspiels geriet deshalb etwas in den Hintergrund. Und das, obwohl theoretisch noch die Vizemeisterschaft möglich war. Aber dafür war ausgerechnet die Hilfe des Vereins aus der Stadt mit der großen Kirche nötig, die den Tabellenzweiten aus der Autostadt zu Gast hatten. Und damit rechneten die wenigsten.
An Bord waren die üblichen Verdächtigen. Nur der Präsi und sein Weib fehlten. Die haben ja an Pfingsten ja immer was anderes vor. Ich will hoffen, das ändert sich nächstes Jahr. Da ist wieder am letzten Spieltag Pfingstwochenende. Könnte ja sein, dass wir dann mehr feiern als Platz drei. Und sollte es dazu kommen, sollte dabei keiner fehlen.
Das Gefolge des Präsis gab auf jeden Fall schon vom Beginn der Fahrt an Vollgas. Die ersten lautstarken Gesänge schallten schon durch den Bus, kurz nachdem die letzten Mitfahrer auf der Raststätte zugestiegen waren. Das lag auch an Pattys Musikzusammenstellung auf Kassette, die er mitgebracht hatte. Schade, dass Tine nicht mit dabei war. Die hätte bestimmt in die Sitzlehne gebissen. Ganz vorne dabei in der Partyfraktion war heute die Frauenquote mit satten 10%, namentlich Omi, Anja, Frau Ütsch, Steffi und Popeyes Freundin, die vorne im Bus für Stimmung sorgten. Besonders Frau Ütsch fiel dabei auf, die damit Mühe hatte, allen Wünschen ihrer zahlreichen Affären gerecht zu werden.
Auf Aggertal wurde wieder planmäßig Pause gemacht. Schon beim Einparken viel auf, dass so ziemlich jedes Fahrzeug hier Borussias Farben trug. Auch war die Anwesenheit der Sauerländer unüberhörbar. Pattys passender Spruch dazu hatte schon fast Überschriftsreife: „Hier war auch schon mal weniger los!“ Die Pause wurde mit Omis Leckereien und Siegtalbrause voll ausgekostet, denn es sollte laut Fahrplan die einzige bleiben.
Aber da hatte der Veranstalter den Fahrplan ohne Hotte gemacht, der in seiner Funktion als Sanitärbeauftrager die Interessen aller Kirmesblasen im Bus vertrat und den Busfahrer in Bedburg von der Notwendigkeit eines kurzen Zwischenhalts überzeugte. Da wir noch gut in der Zeitplanung waren, hatte dieser auch nichts dagegen einzuwenden.
Das heutige Tippspiel hatte eine Besonderheit. Keiner im Bus hatte die Chance auf einen Gewinn. Der komplette Wetteinsatz von 117 € wird für das Kinderhilfsprojekt „Evangelische Jugendhilfe Friedenshort“ gespendet, für das sich JR’s Treckerclub engagiert. Vielen Dank für alle eingegangenen Spenden!
Bis auf den üblichen Stau vor der Autobahnausfahrt kamen wir gut durch und erreichten etwa eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff den Busparkplatz im Borussiapark. Schnell zerstreute sich die Gesellschaft. Einige zog es noch zum Fanshop oder zum nächstgelegenen Bierstand. Andere, darunter auch Steffi und ich, gingen ohne weitere Umwege ins Stadion. Am Eingang trafen wir auch Krümel mit Emma, die auch mal wieder dabei sein durfte. Nach kurzem Plausch und der Versorgung mit lebensnotwendigen Getränken nahmen wir unsere Plätze im Stehblock ein, bevor irgeneiner der zahlreichen Eventfans dazu die Gelegenheit bekommen würde.
Das Stadion war natürlich pickepackevoll. Und zum Abschluß dieser geilen Saison gab es eine Choreo mit einem großen Banner, dass den ganzen Oberrang abdeckte, sowie tausenden von schwarzweißgrünen Fahnen im Unterrang. Auch die Augsburgfans zeigten im Gästeblock eine farbenfrohe Choreo. Wenn nur das doofe rot nicht wäre… Die Erwartungen für dieses Spiel waren gemischt. Für Borussia ging es um nichts mehr. Für den Gegner aus Augsburg schon, der die letzten Zweifel an der Europaleague-Teilnahme beseitigen wollte. Aber ein Sieg zum Abschluß wäre schon schön. Aber schon immer hatte sich Borussia gegen Augsburg schwer getan. Vor dem Anpfiff wurden noch die Spieler, die Borussia verlassen, verabschiedet.
Das Spiel begann relativ zerfahren, wobei die Augsburger die offensiv aktivere Mannschaft waren, ohne dabei wirklich gefährlich zu sein. Das einzige Mittel gegen unsere notgedrungen umgebaute Abwehr schienen Distanzschüsse zu sein, die aber zu ungenau waren. Und da steht ja auch noch ein Sommer im Tor. Und die zahlreichen Ecken wurden ohne Mühe abgewehrt. Nur langsam fand Borussia besser ins Spiel, hatte mehr Ballbesitz und kam zu ersten Möglichkeiten. Ein Schussversuch von Kruse wurde geblockt. Wenig später ging Borussia aber trotzdem in Führung. Nach einer schönen Kombination scheiterte Herrmann zunächt noch am Torwart, den Nachschuss konnte Raffael aber zum 1:0 versenken. Danach passierte vor dem Halbzeitpfiff nicht mehr viel, abgesehen von Xhakas Auswechslung, um ihn vor einem Platzverweis zu schützen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte Borussia das Spielgeschehen eigentlich im Griff. Bis zu dem Moment, wo der Spielverderber des Tages, der Schiedsrichter, in den Blickpunkt rückte. Schon in der ersten Hälfte hatte er den Unmut der Borussenfans durch Entscheidungen mit zweierlei Maß, lächerliche gelbe Karten und zu kleinliche Entscheidungen auf sich gezogen. Und jetzt zeigte er Nordtveit wegen einer angeblichen Notbremse die rote Karte! Nach einem taktischen Foul, das vierzig Meter vor dem Tor geschah und noch Mitspieler da gewesen wären, die hätten eingreifen können. Da hätte eine gelbe Karte vollkommen ausgereicht! Dagegen blieb die Pfeife nach mehreren Fouls der Augsburger in deren Strafraumnähe stumm.
Mit einem Mann weniger war jetzt bei Borussia etwas Verunsicherung zu spüren. Die ohnehin durch Verletzungen und Sperren dezimierte Abwehr musste erneut umgestellt werden. Nach vorne lief jetzt nichts mehr zusammen. Die Augsburger waren jetzt besser im Spiel. Und sie erzielten mit einem Sonntagsschuss in den Winkel den Ausgleich. Borussia versuchte, noch mal dagegen zu halten, aber vergeblich. Nur fünf Minuten nach dem Ausgleich gingen die Gäste durch einen Kopfball in die lange Ecke in Führung. Jetzt waren es die Augsburger, die den Ball in den eigenen Reihen und in so vom eigenen Tor fernhielten. So hatte Borussia nur noch eine Chance durch den eingewechselten Traoré, der aber deutlich verzog. In der Nachspielzeit erzielten die Augsburger noch das 1:3 durch einen Heber, bei dem Sommer nicht so gut aussah. Das war auch der Endstand.
Es war eine absolut unnötige Niederlage, die durch eine falsche Schiedsrichterentscheidung herbeigeführt wurde. Aber sie war auch nicht unverdient, weil die Gäste letztendlich mehr ins Spiel investiert hatten. So hat sich Augsburg für die Gruppenphase der Europaleague qualifiziert. Dazu herzlichen Glückwunsch! Auf diese Weise hatten alle im Stadion was zu feiern. Die Augsburger vor dem Gästeblock. Und dem Rest des Stadions war die Niederlage egal und die Mannschaft und das Trainerteam wurde lange vor der Nordkurve gefeiert, wobei die Mannschaft auf den Zaun zitiert wurde.
Sehr emotional war auch die Verabschiedung der Spieler, die den Verein verlassen. Der ausgeliehene Kramer kehrt zum Pillenclub zurück. Kruse folgt dem Ruf des Geldes nach Golfsburg. Daems kehrt nach zehn Jahren zurück in seine Heimat Belgien. Und Marx beendet seine Profi-Karierre, bleibt der Borussia in einer anderen Funktion erhalten. Während „Die Seele brennt“ durchs Stadion schallte, hatte doch der eine oder andere Pipi in den Augen.
Erst eine halbe Stunde nach Spielende leerte sich das Stadion. Und hinter der Nordkurve, außerhalb des Stadiongeländes, ging die Party vor der Bühne unverzüglich weiter, wo B.O. jetzt seinen Auftritt hatte. Ob dieses Gelände der richtige Ort für diese Party war, lassen wir mal dahingestellt. Hier war jetzt großes Gedränge und viel zu wenig Bierstände. Ich hätte es besser gefunden, wenn das ganze am Fanhaus stattgefunden hätte. Da wäre ein Großteil des Eventvolks, das sich jetzt vor der Bühne tummelte, nicht noch hingelaufen. Der Biernotstand und das jetzt etwas kühle Wetter trieb Hotte, Steffi und mich zunächst zum Bus, um uns dort mit dem Notwendigsten zu versorgen und etwas wärmer anzuziehen. Als wir zur Bühne zurückkehrten, war die Mannschaft bereits auf der Bühne angekommen. Nur unsere Leute wiederzufinden, die wir zuvor im Gedränge aus den Augen verloren hatten, würde schwierig werden.
Erneut wurde der Einzug in die Königsklasse gefeiert. Und nochmals wurden die scheidenden Spieler verabschiedet. Und Wettschulden wurden beglichen. Xhaka hatte vor einem Jahr gewettet, noch besser als letztes Jahr könnte es nicht werden. So sollte er jetzt, wie gewettet, die albanische Nationalhymne singen, die er aber gar nicht konnte. Aber er zog sich mit einem Sing-Sang aus Fankreisen gut aus der Affäre. Was Bierduschen angeht, ist unsere Mannschaft übrigens nicht schlechter als die Dauermeister aus Bazieland, was auf der Bühne unter Beweis gestellt wurde. Nur die Fangemeinde vor der Bühne hatte Biernotstand. Wie schon erwähnt, reichten die zwei Bierstände für eine solche Menschenmenge absolut nicht aus. Und plötzlich war das Altbier im Bierstand alle. Geht ja gar nicht!
Einige kurze Reden wurden noch vom Vorstand, Spielern und Prominenten gehalten, bevor sich diese unter erneutem Applaus schließlich verabschiedeten. Jetzt war erneut B.O. auf der Bühne, um dem Partyvolk einzuheizen. Später wurden sie von Mickie Krause und weiteren bekannten gladbachtreuen Bands abgelöst. Steffi und ich nutzten die verbleibende Zeit, um auch noch dem Fanshop einen Besuch abzustatten. Schnell war das neue Trikot eingetütet und wieder mischten wir uns unter das Partyvolk.
Endlich, nachdem die Mannschaft verschwunden war, war etwas mehr Platz vor der Bühne. Und jetzt fanden wir auch den Großteil vom Fanclub wieder, den wir im Getümmel nach dem Spiel aus den Augen verloren hatten. Gemeinsam wurde noch etwas weitergefeiert, bis der Zeitpunkt für die Rückfahrt näher rückte. Rechtzeitig trafen wieder alle beim Bus ein. Alle? Ja, sogar Hotte war pünktlich. Als letztes trudelten Ali, Steini und zweimal Max ziemlich überhopft ein. Jetzt hieß es: Aufsitzen und abfliegen!
Im Bus ging die Party natürlich bei guter Mucke von Pattys Kassette weiter, obwohl der eine oder andere schon ziemlich angeschlagen war und Augenpflege betrieb. Ali versuchte sich erneut als Vorsänger und erhielt als Quittung ein Mikrofonverbot. Ansonsten war die Rückfahrt etwas ruhiger und wir konnten noch mal das Spielgeschehen und auch die anderen Spielergebnisse aufarbeiten. Der Tag wäre noch besser gewesen, wäre nicht dieser Spielverderber gewesen, der mit seinen Entscheidungen den Spielverlauf beeinflusst hat.
Aber was soll’s? Borussia hat die beste Saison seit achtundzwanzig Jahren gespielt und sich erstmals für die Championsleague qualifiziert. Eine Tatsache, wo wir alle stolz drauf sein können und die wir heute angemessen gefeiert haben. Übrigens… Der deutsche Meister wurde am Sonntag von 15.000 Leuten am Marienplatz gefeiert. Pffffffffft… Ich lach mich schlapp! Wieviel Leute waren heute nach Spielende noch dageblieben? Ich male mir aus, wieviele Leute da sein würden, wenn Borussia mal einen Titel holt. Ich bin davon überzeugt, dass der alte Markt explodieren würde! Vielen Dank, Borussia, für diese geile Saison!