Nach der Auftaktpleite gegen den WAC und dem Remis in Istanbul stand am 24.10.2019 das nächste Europapokal Gruppenspiel für unsere glorreiche Borussia auf dem Plan. Als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga ging es in die italiänische Landeshauptstadt. Der Gegner kein geringerer als die AS Roma.
Zuletzt gastierte der VfL anfang 2013 in der „ewigen Stadt“ am Tiber. Damals musste sich die Fohlenelf mit einem 0:2 in der Europa League Zwischenrunde gegen Lazio Rom geschlagen geben, doch die Bilder, wie damals tausende Borussen das Spiel zu einem echten Heimspiel machten und ausgelassen an der spanischen Treppe feierten, sind noch bis heute präsent.
In diesem Jahr war jedoch klar, dass nicht ganz so viele Anhänger aus Mönchengladbach, wie noch vor 6 Jahren, den Weg nach Rom finden sollten, da die Roma lediglich 5.000 Tickets an den Niederrhein gab.
Dennoch war die Vorfreude auf die Tour riesig. Und so machten Simon, Justus und ich uns am mittwochmorgen auf den Weg. Erste Station unserer Reise war der Frankfurter Flughafen. Von Siegen aus mit der Regionalbahn. Doch im Niemansland irgendwo in Hessen sorgte eine Streckenstörung und die damit verbundene Verspätung nochmal für einen kleinen Nervenkitzel. Aber es ist alles nochmal gut gegangen. Mit einer 45 minütigen Verspätung erreichten wir noch rechtzeitig zum Boarding unser Gate und pünktlich um halb 11 hob unsere Maschine ab. Auch die gut 90 Minuten Flugzeit ließen sich mit dem ein oder anderen Kaltgetränk und ein paar Gesprächen mit anderen Borussen im Flieger sehr gut überbrücken.
Am Flughafen Rom-FCO gelandet ging es mit dem Bus zum Termini und dann zu Fuß zur unserer Unterkunft. Nach dem Check-In und einem kurzen Power-Nap orderten wir ein Taxi und fuhren zum Colloseum.
Tourimäßig gab ich einem vertrauensvoll aussehenden älteren Herren, der mit seiner Frau unterwegs war mein Handy, mit der Bitte ein Bild von uns drei Chaoten zu machen. Doch der nette Mann, stilvoll mit einer 4/5 Corthose gekleidet, stellte sich nicht gerade als Starfotograf heraus. Sein Umgang mit modernster Technik sorgte bei uns allerdings für sehr gut Laune und den ein oder anderen Lacher.
Nach einem Birra Moretti am Colloseum gingen uns die dunkelhäutigen Straßenverkäufer dann aber auch allmählich auf den Geist und wir machten uns auf die Suche nach einer guten Pizzaria. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch ein paar Konsorten und bekannte Gesichter, mit denen wir noch ein paar Wochen zuvor einen Pub in Istanbul unsicher gemacht haben.
Schließlich fanden wir in zweiter Reihe, etwas weiter Weg vom Touri-Strohm ein gutes Restaurant und mit einer Pizza gestärkt machten wir uns auf die Suche nach den restlichen Mitgliedern der Borussenfestung, die ebenfalls schon in der Stadt waren.
In dem Pub angekommen, wo es sich die andere Siegerländer Reisegruppe -bestehend aus Ansgar, Tine, Helga, Wolle und ein paar von Borussenpower Siegerland- schon bequem gemacht hatte fanden Simon, Justus und ich unseren Platz an der Theke. Kurze Zeit später stoßten dann auch Ferdi und sein Vater dazu. Mit den beiden machten wir anschließend auch noch die Stadt unsicher und zogen weiter (Von Kneipe zu Kneipe zu …McDonalds 😀 ).
Der Spieltag begann mit einem kulinairschen Frühstück der Extraklasse in unserem Air BNB Appartment. Ich hatte einen Kampf gegen einen zunächst streikenden Toaster zu gewinnen und Simon versuchte Kaffee aufzubrühen. Beides endete mehr oder weniger erfolgreich. Die Sonne schien, und ende Oktober stand bei hochsommerlichen Wetterverhältnissen ein Auswärtsspiel in Rom an. Fußballherz, was willst du mehr? Bewaffnet mit den ersten Birra Büchsen liefen wir am Trevi Brunnen vorbei zur Spanischen Treppe. Auch wenn nicht so viele Borussen wie noch 2013 vor Ort waren, dominierte auch an diesem Tag sämtliche Schwarz-Weiß-Grüne Trikots das Römer Stadtbild. Das verweilen auf der spanischen Treppe war an diesem Tag untersagt, weshalb sich die Bilder von 2013 nicht wiederholen konnten, doch unterhalb der Treppe sammelten sich mit der Zeit wieder einige Borussen und auch wir trafen dort die restlichen Borussenfestungs Mitglieder und unsere Mülheimer Kollegen. Die Stimmung war ausgelassen und alle freuten sich auf das Spiel im Stadio Olimpico. Für die Gästefans wurden in einem Park oberhalb der spanischen Treppe Shuttlebusse bereit gestellt. Diese Busse und der Abfertigungsablauf vor Ort erinnerte aber mal wieder mehr an eine Viehtransport als an eine Busfahrt.
Wie schon von den Fanbeauftragten angekündigt mussten wir auch am Stadion unverhältnismäßig vielen Eingangskontrollen durch Polizei und Ordnungsdiensten über uns ergehen lassen. Zummindest vor dem Spiel kam es aber glücklicherweise nicht zu Ausschreitungen und im Gegensatz zum Spiel in Istanbul kam auch von den Rängen im -mit ca. 6.000 Gladbachern gefüllten Gästeblock- 1900% Support. Alle waren heiß drauf, den ersten dreier der Europapokal Saison einzufahren. Und unsere Jungs begannen auch richtig gut. In der 32. Minute dann aber zunächst der Rückschlag. Zaniolo traf zum 1:0 für die Roma. Doch aus dem Gästblock kam weiterhin eine lautstarke Unterstützung. Eine heutige Niederlage würde immerhin schon fast das sichere Aus in diesem Wettbewerb bedeuten. Die Platzverhältnisse wurden immer schlechter. Mit Beginn des Spiels fing es schon an zu regnen. In der zweiten Halbzeit wurde der Regen dann immer mehr und fußballerisch kam dementsprechend immer weniger. Doch dann kam die 90. Spielminute. Jonas Hofmann köpfte Smalling im Römer Strafraum aus kürzester Distanz ins Gesicht, der Unparteiische aber meinte, ein Handspiel des Engländers erkannt zu haben. Elfer für Borussia!
Stindl nutzte dieses Geschenk und verwandelte, wie einst Andreas Brehme im WM Finale 1990 in genau diesem Stadion, eiskalt links unten. Im ströhmenden Regen jubelten die mitgereisten Fans und feierte die Mannschaft. Wir sind wieder im Spiel, was das weiterkommen in der EL betrifft!
Nach dem Spiel gab es dann aber mal wieder unschöne Szenen. Die Polizei vor dem Gästeblock ließ nur alle paar Minuten jeweils eine Hand voll Leute raus, so dass es erst zu einer kleinen Massenpanik hinter der Tribüne kam und später hunderte Menschen eine gefühlte Ewigkeit im Regen festgehalten wurde. Und auch die Schlagstöcke der italienischen Beamten saßen an diesem Tag mal wieder verdächtig locker. Endlich im Bus angekommen war die Stimmun natürlich erstmal wieder am Tiefpunkt. Vaffanculo Polizia!
Doch in der Wohnung angekommen und in trockene Sachen geworfen ließen wir uns davon nicht unterkriegen und wir suchten noch für ein Absackerbier den Pub „Flan o‘ Brian“ auf, wo auch der harte Kern unserer Fanszene den Abend ausklingen lassen hat. Danach ging es aber auch in die Falle, schließlich hatten wir ja noch etwas Aufenthalt in der Stadt.
Am Freitag schauten wir uns zusammen mit den Mülheimern noch etwas die Vatikanstadt an und schlenderten durch die Stadt. Uwinho brachte den schwarzen Straßenverkäufern die ein oder andere Verkaufstaktik bei, wir schnappten uns noch die klassischen Souvenirs im Hard Rock Café und Abends steuerten wir mit der gesamten Reisegruppe Siegerland und Mülheim ein von Ali ausgesuchtes Restaurant an. Nach einem sehr netten Abendessen in großer aber gemütlicher Runde entschlossen sich ein Teil von uns dafür nochmal das Flan o‘ Brian aufzusuchen. Dort gab es heute sogar Live Musik. Simon, Fuhrmann und Dumdey verabschiedeten sich schon recht schnell. Lediglich Justus, Uwe und Auth ließen es noch einmal richtig krachen. Doch auch der schönste Abend ist irgendwann vorbei und irgendwann stellten wir morgens um halb 4 fest: „Scheiße! Wir müssen gleich zum Flughafen!“. Also ab in die Wohnung, noch versucht etwas aufzuräumen, uns frisch zu machen und an alles zu denken.
Morgens um 6.00 Uhr erreichten wir wieder den Flughafen wo sich bei einigen von uns die Spuren des Vorabends noch im Gesicht abzeichneten. Fix und Fertig aber pünktlich landeten wir in Frankfurt, von wo uns Justus Vater glücklicher Weise abholte.
Im Großen und ganzen war es trotz der Erlebnisse am Stadion eine weltklasse und mehr als gelungene Tour mit den richtigen Leuten!
Hier noch ein paar Fotos…