Ist man in den letzten Jahren mit Borussia nach Gelsenkirchen gefahren, wusste man nie wirklich was einen erwartet. Gerne erinnern sich viele an den souveränen Auswärtssieg letztes Jahr, als Christoph Kramer ein wunderschönes Tor erzielen konnte. Auf der anderen Seite dürfte jeder Borusse zum Beispiel nur äußerst ungern an die 4:0-Klatsche unter André Schubert zurückdenken, als die Mannschaft das Kunststück vollbrachte, drei Tore in sechs Minuten zu kassieren. Doppelter Torschütze war damals übrigens Breel Embolo, der heute bekanntlich für den VfL auf Torejagd geht.
Als Deniz Aytekin am Freitagabend die Begegnung in der Veltins-Arena abpfiff, wurden die 90 Minuten zuvor ebenfalls ein Teil der Statistik, an den sich Borussen nur ungerne erinnern werden.
Dabei hatte alles noch nicht so schlecht angefangen. Bereits am Nachmittag machte sich eine Autobesatzung der „jungen“ Festung auf den Weg Richtung Pott. Auf der Autobahn wurde ein weiteres Festungsauto ausgemacht und auch im Stadion ließ sich das ein oder andere bekannte Gesicht blicken. Wir waren also, erfreulicherweise, mit einer ordentlichen Anzahl vor Ort.
Erfreulich sollte es dann in den kommenden 90 Minuten nicht weitergehen. Dass es ausgerechnet eine taktische Umstellung auf Gladbacher Seite war, die den Königsblauen den Weg auf die Siegerstraße ebnete, macht die Sache umso ärgerlicher. Um mehr Zugriff auf die Schalker Außen zu bekommen, agierte Borussia von der zweiten Halbzeit an mit einer Dreierkette und einem Sechser. Doch der Schuss ging im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los. So fand sich Suat Serdar nach 48 Minuten einsam und allein rund 25 Meter vor Yann Sommers Kasten wieder. Pech für Borussia, dass ihm seine Einsamkeit nichts auszumachen schien und er den Ball mit einem platzierten Flachschuss zum 1:0 ins Eck jagte.
Zweifelsfrei war die Führung zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient. Yann Sommer hatte bereits in der ersten Halbzeit das ein oder andere Mal für Borussia entschärfen müssen. Jedoch nahm auch die Borussia offensiv am Spiel teil. Wie wäre das Spiel verlaufen, wenn der Schalker Neuzugang Gregoritsch kurz vor der Pause nicht goldrichtig stehend für den bereits geschlagenen Schubert den Ball von der Linie gekratzt hätte?
Leider gewinnt der Konjunktiv auch in 2020 keine Spiele. Und so muss man neidlos anerkennen, dass Schalke über die komplette Spielzeit als die besser organisierte Mannschaft auftrat und letztendlich auch verdient das 2:0 nachlegte. Zumal das Gehäuse von Schubert in der zweiten Halbzeit nicht ein einziges Mal in Gefahr geriet und die Borussia ihre Offensivqualität schlicht nicht zeigen konnte.
Die Enttäuschung war den Jungs auf dem Rasen und im Gästeblock anzumerken. Natürlich hätte sich jeder den Auftakt ins neue Jahr anders vorgestellt. Dass Borussia nach der Niederlage nun von den Bayern überholt wurde und das österreichische Produkt auf fünf Punkte wegziehen konnte, ist ärgerlich.
Ebenso ist enttäuschend, dass Borussia ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten um die Europapokalplätze Federn lassen musste und nun nicht nur die blaue Seite des Ruhrgebiets, sondern auch die schwarz-gelbe unmittelbar im Nacken sitzen hat.
Einige „Experten“ aus den bekannten Medien fühlen sich nun vielleicht bestätigt, dass Borussia erneut ein Absturz in der Rückrunde wie in der letzten Saison droht. Vielleicht wächst bei einigen von uns ebenfalls die Sorge davor.
Bei aller (berechtigten) Enttäuschung und eventueller Sorge dürfen wir eins nicht vergessen: Borussia steht nach wie vor hervorragend da. Daran ändert auch eine Niederlage auf Schalke nichts. Nach einem Spiel von einem Fehlstart zu sprechen, ist übertrieben. Zumal man bedenken sollte, dass die Mannschaft auch in der Hinrunde in Spielen gegen Wolfsberg oder Union Berlin Rückschlage verkraften musste und sich immer stärker zurückgemeldet hat. Keine Panik auf der Titanic also!
Enttäuschend war jedoch auch die Stimmung im Gästeblock. Es scheint so als seien für viele mittlerweile die „Schei*e 04“ oder „Embolo“- Gesänge vor und das Smartphone während des Spiels wichtiger als die eigentliche Hauptsache: die (bedingungslose) Unterstützung der Mannschaft.
Das ist ja leider auch nichts neues und vielleicht muss man das einfach akzeptieren. Man kann sich allerdings ausmalen, was am Freitag noch möglich gewesen wäre, wenn ein Funke aus dem Gästeblock auf die Jungs übergesprungen wäre. Sicherlich auch Konjunktiv… Dass der Gladbacher Block es am Freitag leider zu keinem Zeitpunkt wirklich geschafft hat, eine ansprechende Lautstärke zu erreichen, ist jedoch extrem schade und entspricht nicht der bisherigen Saison unserer Mannschaft. Ganz ohne Konjunktiv! Aber wie gesagt besteht dieses Problem ja nicht erst seit Freitag….
Auch die Schalker Nordkurve, aus meiner Sicht eine der lautesten in der Liga, legte sicherlich keinen Glanzauftritt hin und war erst ab dem Führungstor richtig auffällig zu vernehmen. Ab da wurde die Heimmannschaft jedoch ausgelassen gefeiert.
Zumindest der Rückweg ging für uns flott und unser Auto schaffte es sogar schnell vom Parkplatz herunter. So erreichten wir bereits um kurz vor 12 wieder das Siegerland. Die Folgen des Siegtal Pils zeigten sich bei jedem dann aber auch. Für das eigentliche Highlight sorgte jedoch noch Max, der mich in Olpe rauslassen sollte und die Abfahrt ganz gekonnt verpasste… Ich nehme an wir sind jetzt quitt, nachdem ich am Nachmittag zum Treffpunkt ohne unsere Karten erschienen war… 😉
Wir sehen uns gegen Mainz!
P.S.: Ich habe jetzt mal wieder einen Bericht geschrieben, vielleicht können wir das hier nochmal aufleben lassen. Berichte schreiben ist keine Vorstandsaufgabe und auch keine des „Medienbeauftragten“! Vielleicht kriegen wir ja im neuen Jahr mal ein paar Berichte von den unterschiedlichsten Autoren zusammen 🙂