Zugegeben: Mit dem Titel dieses Berichtes werde ich wohl in der nächsten Zeit eher keinen Kreativpreis gewinnen können. Doch der gleichnamige Westernhagen-Song kam mir beim Schreiben dieses Berichtes unweigerlich in den Sinn. Schließlich durfte ich am Samstag beim Spiel gegen den VfB Stuttgart mein Comeback im Borussia-Park feiern. Viel Zeit, genauer gesagt 588 Tage, waren seit dem letzten Besuch eines Bundesligaspieles im Borussia-Park vergangen. Von Spielbesuchen mit streng limitierter Stadionauslastung, wie sie zum Beispiel zu Beginn der letzten Saison möglich waren, hatte ich seinerzeit bewusst Abstand genommen und auch den Heimsiegen gegen Arminia Bielefeld und die falsche Borussia aus Dortmund konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht beiwohnen. Ich musste mich also bis Samstag gedulden, um endlich ein Spiel unserer glorreichen Borussia in einem halbwegs „normal“ gefüllten Stadion zu sehen. Das Testspiel gegen den FC Groningen in der diesjährigen Sommervorbereitung, welches von uns eher zum Sonnenbaden auf der Osttribüne genutzt wurde, lasse ich in meiner Betrachtung mal bewusst außen vor…
Nach so langer Zeit hat der Stadionbesuch tatsächlich etwas von einem „ersten Mal“. Die Vorfreude war in den Tagen vor dem Spiel ungebremst und nicht mit dem Gefühl vor dem Saisonauftakt nach einer gewöhnlichen Sommerpause vergleichbar. Zu groß war die Sehnsucht in den letzten Monaten geworden, zu oft hatte man vor dem TV grauenvolle Spiele in leeren Stadien über sich ergehen lassen und geradezu nostalgisch an volle Fankurven und Bierduschen gedacht. Voller Euphorie galt es daher am Samstag wieder die Routine zu finden, mit der man noch vor anderthalb Jahren Woche für Woche durch ganz Deutschland gereist war.
Nun ja, so viel hatte sich eigentlich doch nicht geändert. Abgesehen von allen (notwendigen) Begleitumständen, die eine Großveranstaltung aktuell eben mit sich bringt, dürfte die auffälligste Veränderung im Personalbereich stattgefunden haben. Zum Glück hatte man in den letzten Monaten ja bereits ausreichend Gelegenheiten, sich auch an das neue Gesicht auf Borussias Trainerbank zu gewöhnen. Und so war irgendwie dann doch fast „alles beim Alten“, als Borussia und die Gäste aus Schwaben um kurz vor halb sieben unter Flutlicht den Innenraum des Borussia-Parks betraten. Selbstredend war auch die gewohnt stattliche Anzahl an Festungsmitgliedern wieder einmal vor Ort. Dem Vernehmen nach ist davon auszugehen, dass bei dem ein oder anderen auch die Promillezahl stattlich war. Beweise hierfür gibt es aber wie immer keine… 😉
Die (sportlichen) Vorzeichen dieser Partie hätten durchaus schlechter sein können. Borussia konnte sich in den letzten beiden Partien wieder ordentlich Selbstvertrauen erspielen und schien nun in der Saison angekommen zu sein. Auf der anderen Seite standen deutlich ersatzgeschwächte Schwaben, die aufgrund mehrerer Corona-Erkrankungen im Team wohl keine optimale Spielvorbereitung durchlaufen konnten. Die Partie nahm zunächst auch den erwarteten Verlauf: Angetrieben von einer lauten Nordkurve begann Borussia das Spiel äußerst dominant, sodass eine Führung für den VfL schon nach wenigen Minuten nicht unverdient gewesen wäre. Dem anfänglichen Powerplay folgte dann allerdings die kalte Dusche, als Verteidiger Konstantinos Mavropanos den ersten Stuttgarter Entlastungsangriff mit einem satten Schuss aus 25 Metern zur überraschenden Gästeführung vollendete. Ein Tor aus dem Nichts – selten dürfte diese Begrifflichkeit so passend gewesen sein… Die anfängliche Euphorie der Nordkurve war damit im Keim erstickt. Den defensiv gut organisierten und gallig auftretenden Gästen spielte die Führung jedoch voll in die Karten und so hatte Borussia nach einem schlampigen Pass im Aufbauspiel sogar Glück, dass Tanguy Coulibaly nach knapp 30 Minuten die große Chance auf das 0:2 vergab.
In der Folge investierte Borussia jedoch wieder mehr und wurde kurz vor dem Pausenpfiff belohnt. Nach mehreren erfolglosen Klärungsversuchen der Stuttgarter Hintermannschaft fasste sich schließlich Nationalspieler Jonas Hofmann ein Herz und versenkte die Kugel eindrucksvoll im linken Eck. Mit dem wichtigen Ausgleichstreffer im Rücken erschien die Wende in der zweiten Halbzeit nur eine Frage der Zeit. Der ein oder andere „absolut sichere“ Wettschein auf einen Sieg Borussias soll wohl in der 15-minütigen Halbzeitpause abgegeben worden sein…
Und tatsächlich agierte Borussia nach dem Seitenwechsel ähnlich spielbestimmend. Bei allen Bemühungen fand das Offensivensemble der Fohlenelf jedoch viel zu selten die Lücke in der nach wie vor gut aufgelegten Stuttgarter Defensive. Die beste Chance hatte dabei noch der eingewechselte Alassane Pléa, dessen Versuch ohne die herausragende Grätsche des abermals starken Mavropanos wohl den Weg ins Tor gefunden hätte. Und so wäre der Lucky Punch beinahe Matthias Ginter vorbehalten gewesen. Die Spielzeit neigte sich, ähnlich wie die Vertragslaufzeit des Nationalspielers, dem Ende entgegen, als dieser sich den Ball in aussichtsreicher Freistoßposition zurechtlegen durfte. Über die Ausführung kann man jedoch getrost den Mantel des Schweigens hüllen. Matthias Ginter ist eben doch nicht Juan Arango. Wobei: Hat das jemals irgendwer behauptet?
Die abschließende Bewertung der Punkteteilung fiel im Nachgang der Partie zunächst schwer. Aus meiner Sicht ist es aber immer müßig darüber zu diskutieren, ob jetzt ein Punkt gewonnen oder doch eher zwei verloren wurden. Fakt ist, dass Borussia sich leider nicht für einen großen Kampf belohnen konnte. 31 Abschlüsse scheinen im Hinblick auf die Spielanteile eine deutliche Sprache zugunsten der Mannschaft von Adi Hütter zu sprechen. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass sich die Stuttgarter Mannschaft den Punkt durch ihre disziplinierte und gleichermaßen leidenschaftliche Spielweise redlich verdiente.
Mehr als einen Punkt verdient gehabt hätte hingegen die Atmosphäre im Stadion. Gerade in der zweiten Halbzeit gelang es der Nordkurve immer wieder auch die anderen Tribünen mit ins Boot zu holen, was auch von Borussias Verantwortlichen nach dem Spiel lobend erwähnt wurde. Nach meiner langen persönlichen Abstinenz wurde das Spiel, völlig abseits des sportlichen Verlaufes, somit auch für mich zu einem absoluten Highlight. Es zeigte sich einmal mehr, was in den vergangenen Monaten gefehlt hatte. Auch meine Stimme quittierte die kaum noch bekannte Belastung entsprechend und versagte im weiteren Verlaufe des Abends.
Bleibt zu hoffen, dass die Zeit zur Erholung auch ausreicht, denn mit dem Pokalspiel gegen die Bayern steht bereits in der kommenden Woche ein Spiel an, in dem erneut mehr als 100% von jedem einzelnen Borussen gefordert sein werden. Gut vorstellbar, dass ein gut gefüllter und lautstarker Borussia-Park auch diesmal das sprichwörtliche „Zünglein an der Waage“ sein kann, welches dem Münchener Starensemble die Grenzen aufzeigt. Zunächst steht allerdings das Auswärtsspiel gegen die Berliner Hertha am Samstagabend an. Mit einem Sieg hätte man gute Chancen endlich die Geißböcke in der Tabelle zu überholen. Das Ziel für das Wochenende sollte also jedem klar sein!
In diesem Sinne wünsche ich allen Berlin-Fahrern einen erfolgreichen Trip in die Hauptstadt! Wir sehen uns beim Pokalspiel!
Alles für Borussia!