Am Ende lief dann doch alles wie gehabt. Das stand nach den abgelaufenen 90 Minuten im Borussia-Park fest. So bewahrheiteten sich die Befürchtungen rund um Corona (noch) nicht und auch der „Drei-Stufen-Plan“ des DFB durfte am Samstag in der Schublade der Funktionäre bleiben, sodass der im Vorfeld von vielen befürchtete Abbruch doch ausblieb.
Leider lief auch sportlich am vergangenen Samstag alles wie gehabt: Ein Sieg für die einzige Borussia scheint gegen den unsympathischen schwarz-gelben Verein aus dem Pott in den letzten Jahren einfach unmöglich zu sein. Diese Tatsache alleine ist schon ärgerlich genug. Wenn allerdings, wie in dieser Saison, noch ein unwahrscheinliches Pech bei Schiedsrichterentscheidungen hinzu kommt, macht das die Niederlagenserie noch viel unerträglicher.
Dabei zeigten sich am Samstagmittag noch fast alle Insassen des leider nur spärlich besetzten Festungsbusses zuversichtlich, endlich mal wieder einen Sieg gegen die Gäste aus dem Ruhrgebiet einfahren zu können. Zugegebenermaßen hatten da aber vielleicht auch die im Bus zahlreich vorhandenen Kaltgetränke ihre Finger im Spiel…. So erreichte der Bus im Eiltempo, trotz ausgiebiger Pausen, sein Ziel in Mönchengladbach.
Die Stadt befindet sich ja nach der neuerlichen Ansicht in unmittelbarer Nähe zu einem „Seuchengebiet“. Die Mannschaften schienen davon aber ziemlich unbeeindruckt und boten ein rassiges und hitziges Spiel. Leider unterlief Lars Stindl bereits nach acht Minuten ein kapitaler Fehlpass im Spielaufbau und Thorgan Hazard fand urplötzlich zu der Form zurück, die er eigentlich irgendwann im Jahr 2018 im Borussia-Park verloren hatte. Man muss neidlos anerkennen, dass solch ein Tor durchaus von einer gewissen Klasse zeugt. Das Gegenteil gilt allerdings für seine Jubel-Pose, weshalb der Eindruck, den man als Gladbacher von ihm im letzten Jahr erhalten hat, mal wieder bestätigt werden konnte!
Die einzig wahre Borussia ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen und bestimmte das Spiel in der ersten Halbzeit. Die größte Chance zum Ausgleich hätte sich eigentlich kurz vor dem Pausenpfiff ergeben müssen, doch ein aus meiner Sicht klares Foul von Dan-Axel Zagadou an Jonas Hofmann blieb ungeahndet. Wie das auch nach Überprüfung durch den Videoschiedsrichter passieren kann, ist für mich vollkommen unverständlich und unterstreicht mal wieder den sehr überschaubaren Nutzen des VAR!
So durfte der Borussia-Park erst nach der Halbzeitpause den Torjubel auspacken. Lars Stindl machte seinen Fehlpass vor dem 0:1 wieder gut und traf nach einer Ecke aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Leider schien genau das der Weckruf für bis dahin eher schwache Dortmunder zu sein. Borussia verpasste es den in der ersten Halbzeit ausgeübten Druck auf die Dortmunder Abwehrkette aufrechtzuerhalten und gab mehr und mehr Spielkontrolle ab.
Dies blieb nicht folgenlos: Eine Unachtsamkeit der gesamten Gladbacher Mannschaft nutzte Achraf Hakimi aus und erzielte nach 71 Minuten den erneuten Führungstreffer. Borussia hatte sich derweil darauf eingestellt, dass der Ball ins Seitenaus gespielt werden würde, da Erling Haaland scheinbar verletzt am Boden lag. Der BVB hatte indes andere Pläne und spielte den Angriff – regelkonform – zu Ende. Über die Frage, ob Schiedsrichter Stegemann das Spiel hätte unterbrechen können (oder gar müssen), lässt sich mit Sicherheit streiten. Dies ändert allerdings nichts an dem schwachen Defensivverhalten der Gladbacher Mannschaft in dieser Situation.
Erneut warf Borussia für die letzten zwanzig Minuten alles nach vorne, doch die Bemühungen blieben ohne Erfolg. Der eingewechselte Breel Embolo hätte fünf Minuten vor Ende den Ausgleich erzielen müssen, verzog aber vollkommen freistehend aus fünf Metern. So ließ Borussia erneut, wie schon in den vergangenen Spielen, die Kaltschnäuzigkeit vermissen. Mit Dortmund stand heute eine Mannschaft auf der Gegenseite, die genau dies mitbrachte und deshalb letztendlich glückliche drei Punkte mitnehmen konnte.
Doch die Effektivität war nicht das einzige was am Samstagabend den Unterschied ausmachte. Wie eingangs erwähnt, sorgte auch Referee Stegemann, der schon im Hinspiel die Partie leiten durfte, für Diskussionen. Gerade in der entscheidenden Phase des Spiels schien es so, als würde dieser 50:50-Situationen sehr einseitig in Dortmunder Richtung auslegen. Ich bin kein Fan davon, sich im Nachhinein über den Schiedsrichter zu beschweren und man muss auch bedenken, dass Borussia trotz allem noch den Ausgleich erzielen muss. Allerdings fällt es auch mit ein bisschen Abstand schwer, sich, gerade im Hinblick auf die Vielzahl der seltsamen Entscheidungen sowie auf den nicht gegebenen Elfmeter, nicht benachteiligt zu fühlen. Auch die Frage, warum Lucien Favre die Coaching Zone ungestraft verlassen und sich in eine Rudelbildung auf dem Platz einmischen darf, während andere Trainer bereits für viel weniger bereits Verwarnungen kassieren, muss erlaubt sein.
Schade ist es allemal, dass die Mannschaft dadurch ein Stück weit erneut (wie schon in Leipzig) gegen einen direkten Konkurrenten um den verdienten Lohn gebracht wurde. Natürlich sollte aber vordergründig nichtsdestotrotz immer die eigene Schuld an besagten Punktverlusten thematisiert werden.
Die hitzige Atmosphäre zeigte sich auch in der Nordkurve, die sehr stark begann, aber im weiteren Verlauf des Spiels den Support der eigenen Mannschaft durch die aufgeladenen Emotionen immer mehr vernachlässigte. So gelang es gerade nach dem Ausgleich leider nicht, die Mannschaft mit lautstarker Unterstützung unweit des „Seuchengebiets“ anzustecken (Das Wortspiel musste ich noch irgendwo unterbringen 😉 ).
Der Gästeanhang präsentierte sich aber ebenfalls von einer schwachen Seite und konnte sich kaum wirklich Gehör verschaffen. Einzig der wirklich kreative DFB-Protest (den es auch auf unserer Seite gab) muss lobend erwähnt werden. Einen weiteren Grund dafür, dass man die Schwarz-Gelben jedoch mit einer gehörigen Portion Abneigung betrachten sollte, lieferten die Fans dann nach Schlusspfiff in Form von Liebesbekundungen an den FC K*ln. Die passende Antwort seitens der Nordkurve ließ den Gästeblock dann jedoch schnell wieder verstummen!
Trotz der Niederlage endete eine überragende Busfahrt bei überragender Musik mal wieder viel zu früh gegen Mitternacht in Siegen.
Angesichts der momentanen Situation scheint es leider nicht ausgeschlossen, dass dies für die nächste Zeit die letzte Tour war.
Das bleibt jedoch abzuwarten, bringt uns aber schon zum nächsten und letzten Thema:
An dieser Stelle würde ich eigentlich gerne einige letzte motivierende Worte vor dem Derby an jeden richten. Die aktuellen Entwicklungen rund um Corona führen allerdings diesmal wirklich dazu, dass das Derby zum ersten Geisterspiel der Bundesligageschichte avanciert. Ob man ohne die Fans noch von einem echten Derby sprechen kann, darf bezweifelt werden. Fraglich ist sicher auch, was man dann sportlich von solch einem Spiel ohne echte Atmosphäre erwarten kann…
Jedenfalls werden wir erneut um das heiß ersehnte Heimspielderby gebracht und das nervt sicherlich jeden einzelnen Borussen. Wenn es schon nicht durch uns auf den Rängen geht, bleibt trotzdem zu hoffen, dass wenigstens die Mannschaft auf dem Platz zeigen kann, dass die Nummer Eins am Rhein Mönchengladbach heißt!
Auf geht’s Borussia! Alles für den Derbysieg!