Was gibt es Schöneres?

Was gibt es Schöneres als ein Auswärtsspiel? In Augsburg. Knapp 500 km entfernt. Um 20:30 Uhr. Mittwochs. Ende Januar. Bei nasskaltem Wetter. Die Antwort dürfte jedem klar sein: Nichts. Absolut nichts. Ein Spiel unter diesen Umständen ist eines der wenigen Spiele, die man mindestens einmal im Fanleben „gemacht“ haben sollte. Was sind schon Auswärtsspiele am Wochenende vor der Haustür in Bochum, Leverkusen oder beim Derby in K*ln, wenn man auch Mittwochabends nach Augsburg kann?

Zugegeben: Ein kleiner Anflug von Ironie schwingt in den Anfangszeilen dieses Textes mit. Doch ganz so falsch ist das alles eigentlich gar nicht. Zumindest für mich haben Spiele wie dieses in Augsburg immer noch einmal einen besonderen Reiz. Etwas zu machen, was ein bisschen verrückt ist und eben nicht jeder macht, war schon als Kind interessant. Und irgendwie ist man ja als Borussia-Fan immer noch ein bisschen Kind geblieben, oder?

Mit unserer Tour nach Augsburg entschieden wir uns sogar noch für die gemütliche „Premium-Variante“, die eine Hotelübernachtung und eine einigermaßen entspannte Rückfahrt am Donnerstag beinhaltete. Ein Großteil der Borussia Fanszene, darunter übrigens auch einige bekannte Gesichter aus dem Sauerland, bevorzugte es hingegen, die Rückfahrt noch in der Nacht nach dem Spiel um 0:30 Uhr anzutreten. Stabil!

Die spärlich besetzten Tribünen aus Sicht des Gästeblocks – ein trostloser Anblick

Eine Portion dieser Ausdauer und dieses Standvermögens hätte auch jenen Borussen gut getan, die sich zuvor auf dem Rasen in der WWK-Arena versuchten. Beim Anblick des Spiels hätte man glatt davon ausgehen können, dass die Mannschaft, analog zu ihren Fans, ebenfalls am Mittwochmorgen im Bordbistro des ICEs angereist und sich danach im Brauhaus der Riegele Brauerei niedergelassen hatte. Denn anders als das berüchtigte Riegele Bier der gleichnamigen, ortsansässigen Brauerei stellte das Spiel wahrlich keinen „Leckerbissen“ dar. Zu lethargisch, zu passiv und abermals zu einfallslos wirkte der Auftritt der Borussia von der ersten Minute an. Borussia hatte dabei sogar noch Glück, als der Videoschiedsrichter nach rund 30 Minuten der vermeintlichen Führung der Heimmannschaft die Anerkennung verweigerte. Es hätte vielleicht auch ein Stück weit zu gut gepasst, wenn ausgerechnet Dion Beljo, an dem dem Vernehmen nach auch Borussia lange Zeit auf dem Transfermarkt interessiert war, den Treffer für die Heimmannschaft erzielt hätte.

Dieser ließ dann tatsächlich etwas länger auf sich warten, schloss sich allerdings nach rund 80 Minuten meiner „absolut sicheren“ Prognose an, dass dieses Spiel wohl 0:0 enden würde. Ich verzichte ab jetzt auf solche Prognosen…. So war es also Mergim Berisha vorbehalten, die Fuggerstädter mit einem sehenswerten Abschluss in Führung zu bringen. Eine Reaktion der Borussia, geschweige denn überhaupt mal eine Torchance, suchte man vergebens und so ist diese Auswärtsniederlage wohl oder übel in die Kategorie „verdient“ einzuordnen.

Der Stimmung im Block tat dies unter den knapp 2.000 Borussen absolut keinen Abbruch. Insbesondere der VfL-Wechselgesang schepperte im Stehblock minutenlang ganz schön ordentlich und auch sonst zeigte die Nordkurve eine wirklich ansprechende Leistung. Von der Heimkurve war in dem weitgehend recht trist bestückten Stadion über die meiste Zeit kaum etwas zu vernehmen.

Über den weiteren Verlauf des Abends und insbesondere über die „Kaschemme“, in der wir nachts noch (zweimal!) landen sollten, hülle ich an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens (das liegt nicht zuletzt daran, dass ein Mantel zum Verhüllen der ein oder anderen Person in diesem Laden auch gut getan hätte…). Nach einer Nacht im Hotel und einem entspannten Ausnüchtern im Fernverkehr der Deutschen Bahn endete die Tour für uns somit am frühen Donnerstagabend.

Glücklicherweise überstrahlen die lustigen und absurden Momente einer solchen Tour für gewöhnlich immer das Sportliche. Den sprichwörtlichen Finger sollte man hier trotzdem genauestens in die Wunde legen. Die Unkonstanz und die immer wiederkehrenden sportlichen Defizite, die der Kader der Borussia derzeit aufweist, sollten in der Führungsetage mehr als bekannt sein. Anlass zu Aktivitäten auf dem Transfermarkt sah man jüngst dennoch nicht. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese mutige Entscheidung bezahlt machen wird…

Beim Schreiben dieser Zeilen steht das Spiel und die Busfahrt der Festung gegen Schalke vor der Tür. Das vergangene Auswärtsspiel in Sinsheim konnte Borussia recht souverän für sich entscheiden, eine richtungsweisende Tendenz ist daher keineswegs zu erkennen. Es gilt somit – wie eigentlich immer – die nächsten Aufgaben voller Seriosität anzugehen. In den Heimspielen sollten wir Fans dabei schleunigst wieder unsere Stärke und Geschlossenheit zurückfinden und der Mannschaft in den richtungsweisenden Spielen die nötige Rückendeckung bieten. Denn am Ende überstrahlen Wir, unsere Touren, Begegnungen und Erlebnisse alle sportlichen Erfolge und Misserfolge der Männer auf dem Rasen. Die Augsburg Tour stellte das mal wieder eindrucksvoll unter Beweis…

Forza Borussia! Bis bald!

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