Kater-Stimmung zum Jahresauftakt

Die Veröffentlichung interner WhatsApp-Chats ist kein neues Phänomen. Ob im deutschen Bundestag oder in führenden Wirtschaftsunternehmen – überall finden geheime Chats den Weg an die Öffentlichkeit. Neu ist aber zumindest, dass sich nun auch die Borussenfestung auf diese Pfade begibt. Zwar handelt es sich weder um Putschversuche noch um strafrechtlich relevante Dinge, doch vereinzelte Chat-Nachrichten, die der Schreiber dieser Zeilen am Sonntagmittag persönlich erhielt, sind es trotzdem wert, an die Öffentlichkeit zu gelangen und verdeutlichen nur die Stimmung, in der sich am Sonntag verschiedene Festungsmitglieder in Richtung Mönchengladbach aufmachten. Der Bundesligastart nach der elendig langen Winterpause kam aber auch wirklich plötzlich und unvorhergesehen und fiel zu allem Überfluss auch noch auf den Sonntag nach einem großen Dorffest im Siegerländer Süden…

Klassische WhatsApp-Nachrichten vor einem Sonntagsspiel...
…die Abfahrt verzögerte sich.

Es nützte ja alles nichts. Zum Abschluss des 15.Spieltages in der Bundesliga, der gleichzeitig den Re-Start nach der Winterpause markierte, wartete auf Borussia mit dem Gast aus Leverkusen eine, wie sich später herausstellen sollte, zu hohe Hürde. Den Start ins neue Jahr hatten sich wohl die meisten Borussen gehörig anders vorgestellt. Immerhin kehrten an diesem Sonntagabend Borussias langzeitverletzte Leistungsträger um Ko Itakura und Florian Neuhaus zurück in den Kader bzw. sogar in die Startaufstellung. Dazu gesellte sich das Debüt des nach zähen Verhandlungen aus Montpellier verpflichteten neuen Keepers Jonas Omlin, der fortan die Nachfolge von Yann Sommer antreten sollte. Ein fast ausverkauftes Haus und die leuchtenden Flutlichter rundeten das Bild im Borussia-Park am Sonntagabend ab und spätestens als die altbekannten Gesichter der Festung vor der Nordkurve begrüßt werden konnten, wurde auch der letzte Rest der anfänglichen Kater-Stimmung überwunden.

Das galt zunächst auch für den Einlauf der beiden Mannschaften, der mit einem Fahnenmeer in der Nordkurve und einer kleinen Pyro-Einlage im Gästeblock begleitet wurde und das erste (und leider einzige Mal an diesem Abend) für echte Gänsehaut sorgte.

Fahnen-Intro zum Einlauf. Es sollte der letzte Gänsehaut-Moment im Borussia-Park am kalten Sonntagabend bleiben…

Der Start gelang Borussia dabei sogar noch recht ansprechend. Das Team von Trainer Daniel Farke übernahm zunächst die Oberhand und konnte das Aufbauspiel der Werksmannschaft des Pharmaproduzenten ein ums andere Mal stören. Insbesondere Borussias Linksverteidiger Ramy Bensebaini zeigte sich offensiv agil. Doch gerade dieser Mut sollte nach 21 Minuten bestraft werden. Nach einem missglückten Dribbling präsentierten die Leverkusener eiskalt ihre Umschaltstärke und ausgerechnet Mitchel Bakker, der sich durch eine kleine Schauspieleinlage in der Anfangsphase sämtliche „Sympathien“ im Borussia-Park erspielt hatte, staubte zur Gästeführung ab.

In der Folge entwickelte sich ein wirklich unansehnliches Spiel. Technische Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten, defensiv eingestellte Gäste und die – wie so oft in der Saison – einfallslose Offensive der Borussia taten ihr Übriges. Phrasen wie „Der Leverkusener Matchplan ging voll auf“, die in den Sportgazetten am Montag im Überfluss zu lesen waren,  erspare ich mir an dieser Stelle mal…

Trotz der optischen Überlegenheit der Borussia, deutete sich der nächste Gästetreffer ein Stück weit an. Zu ungenau und tempoarm stellten sich die Offensivbemühungen dar und die Gäste hatten keine besonderen Schwierigkeiten, ihr Glück im Konterspiel zu finden. Der ersten Parade von Jonas Omlin im Trikot von Borussia folgte noch ein Abseitstor, bevor ein schwerwiegender Fehler von Nico Elvedi Leverkusens Amir Adli zum 0:2 verhalf. Der Schlag saß tief und richtiger Optimismus, dass Borussia die entsprechende Antwort in der zweiten Hälfte finden würde, kam in der Halbzeitpause nicht auf. Und tatsächlich sollte sich das Bild nicht ändern: Borussia kontrollierte das Spiel, ließ gegen das Leverkusener Abwehrbollwerk allerdings jegliches Tempo vermissen. Es verwundert nicht, dass Verteidiger Nico Elvedi nach einer Standardsituation die größte Chance auf den Anschlusstreffer hatte. Doch der Schweizer platzierte seinen Kopfball freistehend aus knapp acht Metern nicht gut, sodass Lukas Hradecky im Tor der Gäste sicher zupacken konnte. Dass nicht einmal eine Standardsituation der ansonsten uninspirierten Borussia helfen konnte, ließ die Hoffnung auf was “Zählbares” an diesem Sonntagabend weiter schwinden. Ein Dreifachwechsel um Lars Stindl, Hannes Wolf und Joe Scally die den (mal wieder) harmlosen “Zehner” Christoph Kramer, den kaum zur Geltung kommenden Nathan Ngoumou sowie den engagierten, aber doch recht glücklosen Stevie Lainer ersetzten, verpuffte zunächst. Ganz im Gegenteil: Nach 67 Minuten war es abermals ein Ballverlust in der Leverkusener Hälfte und eine zu passive Abwehrarbeit, die umgehend mit dem 0:3 bestraft wurden.

Plötzlich war die Kater-Stimmung, wenn auch etwas anders, an diesem Sonntagabend doch wieder da. Da nützte es auch nichts, dass Capitano Lars Stindl in der Schlussphase mit zwei sehenswerten Treffern noch einmal etwas Ergebniskosmetik betrieb. Es ist sicherlich müßig darüber zu diskutieren, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn der Kapitän das Vertrauen für einen Startelfeinsatz bekommen hätte. Dass von dem erfahrenen Spielmacher jedoch mehr Torgefahr im offensiven Mittelfeld ausgegangen wäre, als vom gelernten “Sechser” Christoph Kramer, der meines Erachtens seit Wochen in seiner Rolle nicht so recht zu überzeugen vermag, liegt jedoch recht nah. Umso unerfreulicher ist es dann jedoch, dass Lars Stindl sich in der Nachspielzeit noch seine fünfte gelbe Karte einhandelte und somit auf die Reise nach Augsburg in der englischen Woche verzichten durfte.

Ähnlich enttäuschend verlief der Jahresauftakt auch in der Nordkurve. Eine wirklich zufriedenstellende Lautstärke konnte hier über 90 Minuten nicht erreicht werden, was angesichts des Spielverlaufes und der schon vor der Winterpause miserablen Stimmung im Borussia-Park jedoch kaum verwundern konnte. Auch der spärlich besetzte Gästeblock setzte kein besonderes Ausrufezeichen und war selbst bei zwischenzeitlicher 3:0-Führung nur recht mau zu vernehmen. Kater-Stimmung in jeglicher Hinsicht! Immerhin konnte der Rückweg ins Siegerland ohne besondere Vorkommnisse angetreten werden, sodass das heimische Bett noch relativ zeitig erreicht wurde.

Beim Schreiben dieser Zeilen ist das Spiel in Augsburg bereits Geschichte und hinter mir liegt eine wahnsinnige Tour in die Fuggerstadt, aus der Borussia erneut keine Punkte entführen konnte. Die (sportliche) Kater-Stimmung hält also vorerst an; der Bericht hierzu folgt aber noch! Besondere abschließende Worte und einen Ausblick auf die nächsten Wochen spare ich mir daher und verweise auf den Augsburg-Bericht, der in den nächsten Tagen folgen wird! 😉

Kopf hoch, Borussia und Lott jonn!

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